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Nashville News: Psychologie als Unterrichtsfach

Johanne Hischke machte während des Austauschs neue Erfahrungen mit einem in Deutschland unbekannten Schulfach:

Bei meinem Schüleraustausch nach Nashville war ich an der Harpeth Hall, einer Privatschule für Mädchen untergebracht.
Bevor ich nach Nashville geflogen bin, musste ich bereits ein Formular ausfüllen, auf welchem ich zwischen zahlreichen Fächern und vielfältigen Angeboten auswählen konnte. Darunter waren Fächer wie zum Beispiel Anatomy, World Culture, Chamber Choir und auch Psychology.
Wir kamen sonntags in Nashville an und am darauffolgenden Montag war dann der erste Schultag an unseren amerikanischen Schulen. Meine Austauschpartnerin und ich kamen vor Schulbeginn auf den Campus, woraufhin mir mein Stundenplan und meine Uniform für die nächsten drei Wochen überreicht wurden.
Meinem sehr umfangreichen Stundenplan konnte ich entnehmen, dass ich für das Fach Psychologie eingeteilt war. Meine Neugierde war geweckt und ich war gespannt, was mich erwartete bzw. wie die Lerninhalte und die Lehrmethoden aussehen würden, da es ein solches Fach in Deutschland nicht gibt.
Nun war es soweit! Mein Lehrer hieß Mr. Springman, ein empathischer, liebenswerter und äußerst bemerkenswerter Lehrer und Mensch, den ich sofort in mein Herz schloss.
Er begrüßte mich und sagte, dass ich mich erst einmal orientieren und einleben solle.
In der ersten Stunde sahen wir uns Dokumentationen über Schizophrenie an und auch in den folgenden Stunden beschäftigten wir uns intensiver mit psychischen Störungen und Krankheiten. Wir thematisierten, wie es erkrankten Menschen ging, ob und wie sie litten, aber auch wie die Mitmenschen darauf reagierten und wie der Umgang untereinander war.
In den letzten Stunden beschäftigten wir uns bevorzugt mit Suizid und den vielfältigen Hintergründen.
In jeder einzelnen Psychologiestunde lernte ich neue Dinge über die verschiedenen Ausprägungen psychischer Krankheiten kennen, erkannte aber auch, dass es in der heutigen Zeit immer wichtiger wird, solche Themen zu diskutieren und sich der Thematik bewusst zu werden.
Außerdem beeindruckten mich die engagierte Art meines Lehrers und sein Mitgefühl für die betroffenen Menschen. Man spürte die Leidenschaft für seinen Beruf und dieses Unterrichtsfach.
Außer mir hatten noch zwei weitere Humboldt-Schüler Psychologieunterricht an der Harpeth Hall. Allerdings zu anderen Zeiten als ich, aber ebenfalls bei Mr. Springman.
Jedes Mal, wenn wir anfingen über unsere Lieblingsfächer zu sprechen, fiel als erstes „Psychologie“.
Wir drei Mädchen sind überzeugt, dass das Thema Psychologie auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt und unsere Schule es ebenfalls in Betracht ziehen sollte, dieses als Unterrichtsfach anzubieten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es wichtig ist, sich schon zur Schulzeit mit Themen wie zum Beispiel Mobbing, Ausgrenzung und Diskriminierung unter Schülern auseinanderzusetzen, denn sie sind leider alltäglich zu spüren.
Zudem erzählte ich Mr. Springman in der letzten Unterrichtsstunde, dass ich es bedauerlich finde, dass Psychologe bislang in Deutschland nicht auf dem Lehrplan steht. Er war meiner Meinung und sagte, dass er dies als absolut nötig erachtet.
Zum Ende meines Blogbeitrages möchte ich noch einen Punkt erwähnen. In den drei Wochen an der Harpeth Hall ist mir aufgefallen, welch gutes und enges Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern besteht und wie engagiert jeder Lehrer an dieser Schule ist. Nach jeder Unterrichtsstunde erkundigten sich die Lehrer, ob es Verständnisprobleme gäbe oder noch Fragen bestünden. Jeder Einzelne wurde extrem motiviert und die Mitarbeit war sehr engagiert. Ich war sehr beeindruckt zu sehen, wie die Lehrer und Schüler an der Harpeth Hall miteinander agieren.
Es war eine tolle, beeindruckende und nachhaltige Erfahrung, an der Harpeth Hall sein zu dürfen.