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1. Japan-Reise der Humboldt-Schule im April 2019


Zum ersten Mal in der Geschichte der Humboldt-Schule reiste eine Gruppe von 23 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 8-12, eine ehemalige Schülerin des Abiturjahrgangs 2018, eine Mutter und drei Betreuer nach Asien. Einige der Schüler hatten sich zuvor bis zu anderthalb Jahre im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft der Humboldt-Schule mit dem Japanischen befasst, andere gingen ohne Vorkenntnisse auf die lange Reise.

Am 6. April 2019 flogen die Reisenden vom Frankfurter Flughafen zunächst nach Wien und von dort nach Tokyo, wo sie am 7. April ankamen. Ein aus Lateinamerika nach Japan umgesiedelter Mitarbeiter von GoGoNihon, José, erwartete die Humboldtianer am Flughafen Narita, versorgte sie mit ersten Informationen sowie, soweit gewünscht, einem Pocket Wifi für die Dauer ihres Aufenthalts und begleitete sie sodann mit dem Skyliner bis zum Tokyoter Bahnhof Nippori, wo sie von den netten Damen der Homestay-Agentur und ihren Gastfamilien herzlich empfangen wurden.

Am 8. April begann dann bereits der vormittägliche Sprachunterricht im Intercultural Institute of Japan in Akihabara, dem für junge Leute vielleicht interessantesten und quirligsten Stadtteil Tokyos. Je nach ihren Vorkenntnissen wurden die Humboldtianer in den Anfänger- oder in Fortgeschrittenenkurse eingestuft. Die Lehrerinnen, allesamt Muttersprachlerinnen des Japanischen, sprachen vom ersten Tag an nur Japanisch, und die Humboldtianer zeigten sich durch die Bank begeistert, wie gut sie dabei von Anfang an mitkamen und wie viel sie in den drei intensiven, aber angenehm gestalteten Unterrichtswochen bei beispielsweise Arita-sensei und vielen anderen lernten. Diejenigen, die ohne Vorkenntnisse gekommen waren, konnten nach drei Wochen die beiden Silbenschriften Hiragana und Katagana lesen und schreiben, hatten bereits einige Kanji gelernt und waren mit den Grundzügen der Grammatik, einem Basisvokabular und einer Reihe von idiomatischen Redewendungen für konkrete Situationen vertraut. Das Japanischlernen machte allen viel Spaß, und die Überraschung war allerseits groß, wie schnell doch ein Einstieg in diese für Wirtschaft und Wissenschaft wichtige Sprache der drittgrößten Wirtschafts- und Forschungsnation der Welt, die nach China und den U.S.A. den dritten Platz in der internationalen Patentstatistik belegt, möglich war.

An den Nachmittagen und Wochenenden organisierte das multinationale Team von GoGoNihon eine Reihe von Aktivitäten und Ausflügen. Darunter waren Führungen durch ausgewählte Stadtteile von Tokyo (Akihabara, Shibuya, Harajuku, Asakusa, Odaiba), Ausflüge nach Kamakura, Enoshima und Kyoto) — in Kamakura machten zwei der Gruppenmitglieder zufällig die Bekanntschaft eines führenden Vertreters des Minamoto-Clans, der dem einen oder anderen bereits aus der altjapanischen Literatur bekannt war —, der Besuch des Kodokan in Tokyo, wo allerdings nicht, wie vorgesehen, ein Judo-Unterricht erteilt wurde, sondern lediglich die Gelegenheit bestand, Kindern beim Training zuzusehen —, der Besuch einer privaten japanischen High School, des Seiritsu Gakuen, mit anschließendem Aikido-Training und ein Besuch im großartig ausgestatteten Edo-Museum in Tokyo. Die Reiseteilnehmer lernen bei einer erfahrenen Meisterin das kunstgerechte Falten und Knüpfen von Furoshiki, durften Yukata anziehen und an einer Tee-Zeremonie teilnehmen. Und sie hatten viel Freizeit, um die größte Stadt der Welt in kleinen Gruppen selbst zu erkunden, bis sie am 28. April wieder vom Flughafen Narita abhoben und am Abend des 29. Aprils müde, aber glücklich und zufrieden in Frankfurt am Main landeten.

Leider konnte einer der Reisenden wegen eines Muskelfaserrisses nicht an dem Programm teilnehmen und musste die Reise vorzeitig abbrechen. Für alle anderen war es aber eine großartige Erfahrung, von der sie ihren Eltern, Geschwistern und Freunden begeistert berichteten. Das im voraus sorgfältig geplante Programm der Studien- und Bildungsreise gab allen die Möglichkeit, das Leben in einer japanischen Familie kennenzulernen, einen Einstieg in das Erlernen der japanischen Sprache und Schrift zu finden und an vielfältigen kulturellen und touristischen Aktivitäten teilzunehmen. Oft äußerten die Reisenden ihre Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern und der Humboldt-Schule, die ihnen dieses prägende Erlebnis ermöglicht hatten. Für die meisten dürfte es nicht die letzte Japan-Reise gewesen sein, und einige haben schon regelrecht Feuer für das Japanische gefangen. So wird einer der Reiseteilnehmer seine heurigen Sommerferien mit weiterem Sprachunterricht am Intercultural Institut of Japan verbringen, ein anderer hat sich schon als Erster für die zweite Japan-Reise dieser Art im Jahr 2020 angemeldet und lernt mit der Methode von Chineasy parallel auch chinesische Schriftzeichen. Die einzige Teilnehmerin aus der Jahrgangsstufe 12, die mitten zwischen den schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ins Land der aufgehenden Sonne mitflog, kam sogar mit soviel Energie aus Japan zurück, dass sie beide mündliche Abiturprüfungen sowie ihr gesamtes Abitur mit der Bestnote ablegte.

Die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise haben nicht nur viel gesehen und gelernt, sie sind in ihrer Zeit in Japan auch sichtlich gereift und haben verstanden, dass asiatische Länder wie Japan und China in der Welt von morgen eine immer größere Rolle spielen werden, und sie haben vor allem erfahren, wie anregend und interessant die Beschäftigung mit und das Eindringen in eine außereuropäische Kultur und Sprache sein kann. Es war ein Bildungserlebnis ganz im Sinne Wilhelms von Humboldt, der früh erkannte, dass Sprachen «Individualitäten» sind und keineswegs auf einheitliche Prinzipien und Parameter, wie es heutzutage viele vermeinen, zurückgeführt werden können. In der modernen multipolaren Welt spielen große Weltsprachen Sprachen wie Englisch oder Chinesisch eine unangefochten herausragende Rolle. Aber die Beschäftigung mit jeder Sprache und Kultur erschließt einem eine eigene, neue Welt und eröffnet die Möglichkeit zu vielfältigen Kontakten und Erlebnissen, sei es Japanisch oder Spanisch, Hindi oder Französisch, Arabisch oder Portugiesisch. Es steht zu hoffen, dass auch die Humboldtianer, die im Jahr 2020 in den fernen Osten aufbrechen werden, mit ebensogroßer Begeisterung von ihren Erfahrungen in Japan erzählen werden, wie es bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der heurigen Japan-Reise der Fall ist.

 

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